mein herzallerliebstes finanzamt

die tage bin ich bei dem mann gewesen, der uns hilft dich ein wenig an der kurzen leine zu halten – du weisst schon der steuerberatungsmensch. als der mir dann sagte, was ich dieses jahr an dich abdrücken muss, bin ich rückwärts vom stuhl gekippt. zum glück ist das nur so eine redensart, sonst hätte ich am nächsten tag ganz schöne kopfschmerzen gehabt – obwohl ich die dann sowieso hatte.
o.k. wir haben jetzt im vierten jahr hintereinander die umsätze jeweils verdoppelt, aber ist das ein grund so zügellos zu sein? immerhin investieren wir ohne ende und ein paar mitarbeiter machen wir auch satt. aber satt wirst du wohl nie.
also mein liebes finanzamt – hand auf`s herz. was willst du bloss von mir? – o.k. falsche frage. was du von mir willst, weiss ich – meine kohle. aber warum willst du so viel haben? warum bist du so unersättlich? was habe ich dir getan, dass ich mehr als die hälfte abgeben muss? ich dachte immer – die ddr gäbe es nicht mehr.
wozu brauchst du eigentlich das ganze geld? – abgesehen davon, dass in düsseldorf alles ein bissschen teurer ist, als anderswo.
so ganz unter uns, wenn du das geld ein bisschen sinnvoller einsetzen würdest, hätte ich ja vollstes verständnis für dein verhalten. aber – mal ganz ehrlich – wann sind das letze mal deine wände gestrichen worden? hm? ich bin mir nicht ganz sicher, ob das gelb eine bewusste wahl war, oder ob das heutige gelb vor 50 jahren mal weiss war. ich hab`da ein blick für – schliesslich habe ich das studiert (innenarchitektur) und apropos 50 jahre – die bilder, die da an den wänden hängen – von deiner schönen stadt – könnten auch mal aktualisiert werden. inzwischen sieht die stadt nämlich ganz anders aus. wer hat`s bezahlt? eben. ja und den teuren aufzugsmonteur brauchst du doch auch nicht bezahlen. du hast doch gar keinen aufzug – einen pater noster nennst du dein eigen – immerhin aus richtigem (zerkratzten) holz. ja, und ich weiss, dass linoleum mal unendlich trendy und furchtbar chic war. aber das ist auch mindestens die oben erwähnten 50 jahre her – zumindest in dem farbton.
wenn du mich schon so auspresst, dann mach doch mal richtig einen d`rauf. facelifting, faltencreme satt sozusagen. mach dich neu und zeig, was du hast. nicht so schüchtern. denn du hast es doch. wir sind hier in düsseldorf, da hält man mit seinem vermögen nicht so hinter dem berg. warum z.b. nur einen kopierer pro etage? immer bilden sich lange schlangen davor und deine mitarbeiter werden von der arbeit abgehalten, weil sie ständig davor warten müssen und gezwungen sind sich zu unterhalten – und das kann dauern, wenn mal angefangen hat. ich weiss – diese ganzen gummibäume passen zu dir und entsprechen auch deinem stil. aber leg`doch mal was freches auf. ein ficus benjamini wär`doch auch schon mal ein erster schritt. gibt`s übrigens bei ikea ganz billig. nur als tipp, falls du noch etwas zurückhaltend sein solltest. ja – und nicht so geizig mit den öffnungszeiten. mal auf die kacke hauen und freitags auch mal bis fümpf nach zwölf aufhaben – zieh dir mal die spendierhosen an – ist wirklich nicht so schwer. und dein pförtner, darf ruhig mal eine neue uniform haben – und ein neues kofferradio – und ein kleineres schlüsselbund. das beult die (spendier)hosen immer so aus.
mensch – gib dir einen ruck. ich will wenigstens das gefühl haben, dass du mit meinem geld was anständiges anfängst – schliesslich habe ich hart dafür gearbeitet.
aber weisst du was das schlimmste ist – liebes finanzamt? dass du mich jetzt quasi zwingst zu heiraten – mich ganz perfide in die ehe drängst.  aber das hast du nun davon. insofern ist es vielleicht gar nicht so unklug zu sparen …

3 Kommentare zu “mein herzallerliebstes finanzamt

  1. hallo michael,

    ich bezahle auch gerne steuern. ich habe aber ganz entschieden etwas gegen staatlich legitimierte enteignung.wenn ich mir überlege, dass wir weit über 30 stunden in der woche hart arbeiten, um steuern, staatliche zwangsabgaben und staatlich organisierte zwangsabgaben zu bezahlen, dann stimmt irgendetwas nicht. oben habe ich nur über steuern gesprochen – dazu kommen noch unzählige andere abgaben …
    ist vielleicht mal einen eigenen beitrag wert.

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