christian kracht

samstag abend war kultur angesagt. im zakk fand eine lesung von christian kracht statt. er wollte dort sein neustes (meister)werk „new wave“ vorstellen. ein freund machte mich darauf aufmerksam – der gleiche, der mich vor ca. einem jahr mit dem christian-kracht-virus infiziert hatte. lesungen sind normalerweise nicht so mein ding. ich selbst lese sehr, sehr, sehr viel – habe aber erstaunlicher weise schwierigkeiten damit, lesen zu lassen. ich kann den dingen, ideen und gedanken schlecht folgen. ich finde, dass man besser aufnehmen kann, wenn man selber die buchstaben in sich aufsaugt und versucht den sinn dahinter zu verstehen.

christian kracht. auf der suche nach neuem lesefutter hat mir waldemar (der besagte freund) seinerzeit „faserland“ (roman) mit auf den weg gegeben. aber er hat mich gewarnt: „vorsicht sehr speziell und abgedreht“. nach 2 seiten war ich begeistert und habe es verschlungen. meine zweite versuchung einige tage später war „1979“ – auch ein roman. eine unglaublich klare und knappe – ja fast emotionslose – sprache, die es trotzdem schafft tiefe emotionen zu wecken – in diesem fall eine erschreckende beklemmung. auf dem buchdeckel heisst das dann so:
„das ist absurd, das ist schrecklich. das liest sich wie ein ganz subtiler splatterroman, wie die totale schwindsucht, wie ein lauter schrei nach autorität und wie ein stiller nach liebe. christian kracht ist ein ästhetischer fundamentalist“.
das dritte buch im bunde ist „der gelbe bleistift“.
harald schmidt schreibt dazu: “ endlich! krachts „der gelbe bleistift“ als buch, für alle, die schon alles gesehen und alles getrunken haben. aber lechzen nach nach stil, esprit, dekadenz, hybris und einem sanften touch von politisch korrektem kolonialherrentum. ein literarischer sundowner. cheers im reisfeld.“
oliver beil sagt dazu: „klasse“. nichtigkeiten, feine beobachtungen, banalitäten – spannender als jeder krimi präsentiert – eigentlich ein schlechter vergleich, weil ich persönlich krimis totlangweilig finde – aber sie wissen schon, was ich meine.

zurück zur lesung. ich war und bin begeistert. fantastische geschichten, erlebnisse und reiseberichte, die einen in den bann ziehen. eine stille im saal, die man hören konnte, ein subtiler und trockener humor, eine präzise und klare sprache und banalitäten die auf ihre art einzigartig sind und ein kettenrauchender und kettentrinkender christian kracht, der zudem eine beeindruckende lesekondition hatte.
trauen sie sich und lesen sie!
und wenn ihnen einer dumm kommt, sagen sie einfach der chef hat`s befohlen ….

Faserland.   1979.   Der gelbe Bleistift.   New Wave. Ein Kompendium 1999-2006  (alle bei amazon)

3 Kommentare zu “christian kracht

  1. Ich habe zwar noch nichts von CK gelesen, aber nachdem der Herr am Freitag hier in Würzburg im cafe Cairo bei mir um die Ecke ein Gastspiel gibt, nehm ich den Lesebefehl mal als Lesungsbefehl und marschiere dahin. Wenns doch der Chef befiehlt 🙂

  2. hallo herr kummer,

    na wenn das kein zufall ist – unbedingt. es lohnt sich. es gibt eine geschichte über seinen besuch in djibouti – dem zweitteuersten land nach japan (musste erst bei google nachschauen, wie man das schreibt – djibouti nicht japan), wo er die deutsche marine besucht und über fregattenkapitän thiele spricht. eine geschichte über seinen selbstversuch – eine fastenwoche in einer klinik am bodensee und eine äusserst beklemmende geschichte über seinen besuch in afghanistan.

    viel spass und viele grüsse

    oliver

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