spam

hin und wieder lösche ich einige e-mail adressen, um der spamflut zu entgehen. dann gibt es keinen anderen weg mehr, als der radikalschnitt. vielleicht auch wegen des machtgefühls, es den dunklen mächten gezeigt zu haben. den dunklen mächten, die das leben zuspammen. was waren das vor einigen jahren noch zeiten, als man den absender diverser faxe und mails noch identifizieren konnte und demenstprechend reagieren konnte.
ich fühle mich verfolgt, entwickle wahnvorstellungen. das ganze nimmt schon kafkaeske züge an.
der laptop fährt hoch und das mailprogramm begrüsst mich mit 10 mio. spammails. der weg in`s büro ist mit weissem papier gepflastert, ob der tausenden faxe, die über nacht angekommen sind und plastikgummibäume anpreisen. der anrufbeantworter blinkt hysterisch, weil er knapp vor voll ist – zugemüllt mit werbebotschaften, gewinnspielen und rückrufbitten. ich versuche der krake zu entkommen, ein wenig luft zu schnappen und bahne mir den weg nach draussen. zumindest versuche ich es. der briefkasten im hausflur quillt über – nein nicht mit rechnungen. ich nehme die schneeschaufel neben der haustüre, um die zentner an prospektmaterial zur seite zu schaffen, um die türe wenigstens einen spalt öffnen zu können. manchmal entwickel ich phantasien, in denen hubschrauber über der stadt kreisen, um unzählige zettel abzuwerfen. das gleiche passiert in einer bodenoffensive, bei der konfettikanonengleich ganze strassenzüge zugeschüttet werden.
aber zurück zur realität. ich gehe an autos vorbei, die über und über mit zettelchen und visitenkarten geschmückt sind. unzählige, fremde menschen sprechen mich an – sie wollen mir zeitungen, abos, handyverträge, versicherungen und rosen verkaufen. an wochenenden gesellen sich musiker, künstler und panflötenspieler dazu, die erst ruhe geben, wenn man mindestens eine cd gekauft, einen euro in den hut geschmissen oder sie in den rhein geschubst hat. ich bahne mir weiter meinen weg an unzähligen glücksrädern, lostrommeln, luftballonindiehanddrückern und marktforschern vorbei, die mich um eine minute zeit bitten. der arbeitstag beginnt und der terror geht weiter. die belästigungsindustrie läuft zur hochform auf. am telefon werden uns allerlei unverzichtbare dinge zu vorzugskonditionen angeboten. drucker, telefone (kein witz), handyverträge, telefonverträge, zeitungen. zeitungsanzeigen – nicht von einer, sondern von allen 3 mio. zeitungen, die es inzwischen gibt. internetportale bis abwinken, dienstleister rund um das internet. suchmaschinenoptimierer, marketingagenturen, linkpartner und andere. aber die belästigung hat es in die nächste dimension geschafft. was am telefon und per mail nicht klappt, wird durch einen persönlichen besuch versucht. so kommt es, dass sich allerlei verkaufer, vertreter und wegelagerer die klinke in die hand geben und drücken, was das zeug hält. wohlgemerkt –  alle ungefragt. alles produkte und dienstleistungen, die eher weniger mit uns zu tun haben und viele, die es nicht bei einem versuch belassen. noch nicht erwähnt unzählige vereine, verbände und organisationen, die unser bestes wollen – unser geld.  das alles hört sich vielleicht ein wenig übertrieben an. aber man müsste spasseshalber mal die zeit zusammenzählen, die einem direkt und indirekt abhanden kommt. von kafka zu michael ende und momo. vielleicht sollten wir eine arbeitsstelle neu besetzen. so eine art türsteher oder abwimmler …

7 Kommentare zu “spam

  1. Habe beim Lesen Tränen gelacht, herzlichen Glückwunsch zu diesem erfreulichen Beitrag, zu einem so unerfreulichem Thema 🙂
    Es stimmt alles und übertrieben, oder realitätsfremd ist da wenig…einzig die Schneeschaufel neben Deiner Tür war warscheinlich etwas erdacht- angesichts der Jahreszeit. Oder ist es eine Ganzjahresschaufel? Oder eine Werbemüllschaufel? Baugleich mit einer sogenannten Schneeschaufel? Dann ab damit ins Wikilein, damit alle es nachlesen können.

  2. lieber herr schoss,

    nein selbstverständlich nicht – wo denken sie hin. nur die panflötenmänner.

    herzliche grüsse

    oliver beil

    hallo bambi,

    das mit der werbemüllschaufel ist gut! danke für die idee.

    schöne grüsse

    oliver

  3. Hallo Oliver,
    ein Spitzen-Beitrag ! 🙂 Klasse geschrieben ! Spontan hab ich gedacht-dein bester 😉
    Gesegnet sind die, die einen Manager haben oder einen special Bodyguard 🙂

    Gruß, Thomas

  4. guten morgen thomas,

    danke für die blumen. ich selber finde ihn an ein zwei stellen ein wenig holprig. allerdings verändere ich die beiträge (ausser fehler nicht mehr – leider).

    schöne grüsse

    oliver

  5. @ Thomas: Ich weiß, ich mache es nur äußerst selten, aber Deinem ersten Satz muß ich stumm-kopfnickend einfach zustimmen.
    (Oft sind es gerade die nicht so perfekten Dinge, die, die das Ganze subjektiv perfekt machen).

    @ Oliver: Perfektion liegt im Auge des Betrachters.

    Lieben Gruß Bambi -> die in Klugschei…laune ist 🙂

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