… und wie.
gestern gegen halb neun auf dem düsseldofer hauptbahnhof. der zug richtung süden fährt ein. die massen strömen in den weissen pfeil. ein mann in blauer uniform greift zum mikrofon und erklärt, dass dies der falsche zug sein. es wäre der reguläre „gegen halb acht zug“, der jetzt mit einstündiger verspätung eingetroffen sei. da die meisten reservierungen und spezialfahrscheine haben, strömen die massen wieder zurück aus dem zug auf den bahnsteig. die bimmelbahn fährt ab. der mann in blau greift ein zweites mal zum mikro und erklärt den wartenden, dass der reguläre zug verspätung hat und zudem die hälfte fehlt. die bahnsteigmassen, die vorher verteilt gewartet haben komprimieren sich nun in den abschnitten a-d. der blaue mann meldet sich ein drittes mal an diesem kalten und grauen morgen und spricht ins mikro. und ausserdem wäre die wagenfolge vertauscht. sie würden jetzt in umgekehrter reihenfolge einfahren. die ehemals homogene graue masse setzt sich ein weiteres mal in bewegung und mischt sich selbst kräftig durch. gemurmel dringt von den anderen bahnsteigen herüber. aus dem weltall sieht das ganze wohl aus, wie „die reise nach jerusalem“. der zug fährt ein. die leute steigen ein. die szene erinnert ein wenig an die die zentrale u-bahn station in tokio. im zug setzt sich das universale bewegungsspiel fort. denn durch die vertauschten wagen in verbindung mit platzreservierungen gibt es allerlei chaos zwischen den sitzreihen. stapelnde koffer neben endlosen diskussionen. man kommt sich vor wie bei der twister weltmeisterschaft. noch ahnen die menschen nicht, dass die diskussionen sinnlos sind. denn die wagen sind nicht nur vertauscht sondern wegen eines betriebsschadens auch ausgetauscht. die platznummern existieren also nicht. zumindest nicht in diesem zug. kurz vor limburg meldet sich ein weiterer blauer mann – dieses mal im zug und spricht durchs mikrofon, dass im zugetragen wurde, die ansage in düsseldorf hätte von einer vertauschten wagenfolge gesprochen. dies sei natürlich nicht der fall. und er bittet die unannehmlichkeit zu entschuldigen. die stimmung der masse droht zu kippen. aber so bleibt wenigstens alles in bewegung. kurz vor frankfurt normalisiert sich der mikrokosmos. menschen und gepäck sind verstaut, die butterbrote und laptops ausgepackt. allerdings spielt der uniformmann noch eine letzte trumpfkarte aus. ausserplanmässig würde dieser zug in frankfurt enden. für weiterreisende richtung münchen stünde aber ein ersatzzug bereit. auf dem bahnsteig gegenüber.
ein erlebnisbericht von der rückfahrt erspare ich ihnen und mir. obwohl sie mindestens genauso erlebnisreich war.
Die Bahn einfach pur genießen. So ein „Glück“ hatte ich zum Glück noch nicht, aber ich rechne jedes mal damit und einige harmlosere Klamotten durfte ich auch schon erleben.
Irgendwie hatte ich bei dieser Beschreibung die Szene aus einem alten Sketch (oder auch Werbung), wo die Bahnreisenden hin und her gescheucht werden. Von einem Gleis zum anderen.
Ich hätte mich ja sehr geärgert, wenn ich keinen Sitzplatz bekommen hätte, obwohl ich dafür bezahlt hab. Denn im nächsten Zug galten die Reservierungen sicher nicht mehr.